Rechenzentren benötigen KI: Innovative Kühllösungen steigern Energieeffizienz (Gesponsert)
Shownotes
Der jüngste Boom künstlicher Intelligenz verändert die Anforderungen an Rechenzentren. „KI-Anwendungen verbrauchen etwa fünfmal mehr Energie“, sagt Anna Klaft, Vice President der Business Unit IT bei Rittal. Luftkühlung allein reicht nicht mehr aus, deshalb setzt Rittal auf flüssigkeitsbasierte Kühlsysteme bis in den Megawatt-Bereich, um die Energieeffizienz zu steigern.
Generell wächst der Rechenzentrumsmarkt in Deutschland durch die Cloud-Nachfrage weiterhin. Laut dem „Datacenter Impact Report“ der German Datacenter Association (GDA) wird die IT-Kapazität bis 2029 auf 3,3 Gigawatt steigen und Investitionen von 24 Milliarden Euro erfordern. Dabei profitiert Deutschland von Standortvorteilen wie der DSGVO und einer sehr stabilen Stromversorgung mit nur 12,8 Minuten Ausfallzeit im Jahr.
Die hohen Strompreise stellen jedoch eine Herausforderung dar – auch wenn der Energiebedarf der Rechenzentren Teil des Problems ist. Hier gelten effiziente Kühllösungen als wichtiger Hebel, um den Verbrauch zu senken und gleichzeitig Abwärme besser zu nutzen. In der Entwicklung setzt Rittal auf modulare, redundante Konzepte, intelligente Steuerungsalgorithmen sowie Flüssigkeitskühlung mit hohen Rücklauftemperaturen.
Für die weitere Entwicklung der Branche spielt die Gewinnung von Fachkräften eine entscheidende Rolle. Kampagnen und Kooperationen mit Bildungseinrichtungen sollen das Berufsbild bekannter machen – gerade bei Frauen. Anna Klaft setzt sich als Vorsitzende der GDA dafür ein und fördert die Integration von Frauen gezielt im eigenen Unternehmen. Außerdem kommt dualen Studiengängen eine enorme Bedeutung zu, um Nachwuchskräfte frühzeitig zu binden.
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Sprecher: Diese Folge wurde vom Arbeitgeber des Interviewpartners gesponsert. „heise meets … – Der Entscheider-Talk". Wir besprechen kritische, aktuelle und zukunftsgerichtete Themen aus der Perspektive eines Entscheiders. heise business services begrüßt Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Immer aktuell und nah am Geschehen. Herzlich willkommen bei „heise meets …" und herzlich willkommen Anna Klaft, Vice President bei Rittal Business Unit IT. Wir werden über aktuelle Investments in Rechenzentren in Deutschland reden und die Auswirkungen von KI auf Rechenzentren. Aber bevor wir das tun, Anna, du bist die erste Gesprächspartnerin hier in dieser Podcast-Reihe 2025. Welche Vorsätze fürs neue Jahr hast du?
Anna Klaft: Ich habe den einen oder anderen Vorsatz tatsächlich fürs nächste Jahr in meinen gesamten Rollen. Ich bin Vice President IT bei der Rittal in der Business Unit IT global und habe aber auch noch ein paar anderen Rollen. Ich bin auch gleichzeitig noch die Vorsitzende der German Data Center Association und auch im Aufsichtsrat von der Lefdal Mine Data Center in Norwegen. Dadurch habe ich natürlich die Vorsätze, dass wir in allen drei Bereichen, für die ich zuständig bin, mehr an Sichtbarkeit gewinnen, im Teamaufbau stabiler bleiben und auch in der Beständigkeit. Darüber hinaus habe ich natürlich auch ein privates Ziel. Ich möchte ein bisschen mehr Zeit für meine Familie finden nächstes Jahr, vielleicht auch ein bisschen weniger reisen als dieses Jahr.
Sprecher: Zeit für die Familie ist mit dem Job schwierig. Aber du bist eine Powerfrau, du wirst es schaffen. Du hast Rechenzentren schon angekündigt. Microsoft, AWS haben Investitionen in Milliardenhöhe in die deutsche Cloud- und Rechenzentrumslandschaft angekündigt. Das zeigt, wie relevant der Markt ist. Welche aktuellen Entwicklungen und Trends beobachtest du bei diesen Investitionen in deutsche Rechenzentren?
Anna Klaft: Die Wachstumsphase in Deutschland ist weiterhin extrem stark. Deutschland ist immer noch das einzige EU-Land mit Frankfurt und Berlin-Brandenburg, welches über 200 Megawatt an IT-Kapazität hat. Also zwei Märkte mit über 200 Megawatt IT-Kapazität. Das ist einzigartig und zeichnet eine zentrale Rolle aus, die Deutschland als Hub in der digitalen Infrastruktur spielt. Die Cloud-Dienste-Nachfrage ist weiterhin der Treiber. Wir haben als German Datacenter Association dieses Jahr einen Datacenter-Impact-Report herausgebracht, der voraussagt, dass wir bis 2029 bis zu 3,3 Gigawatt IT-Kapazität benötigen werden, was mit 24 Milliarden Euro an Investment einhergeht. Wir sehen auch, dass Deutschland sich weiterhin entwickelt, auch in weiteren Regionen, nicht nur in Berlin-Brandenburg und Frankfurt. Sondern auch in neuen Regionen, die vorher nicht im Fokus standen, wie das Rheinische Revier. Oder ganz frisch stand auch Kassel auf der Agenda. Der Grund ist, dass wir begrenzte Verfügbarkeit haben an Flächen um Frankfurt oder Berlin. Und die Stromverfügbarkeit ist auch nicht mehr gegeben für größere Flächen. Somit geht man auch in weitere Regionen, die sehr vorteilhaft für Deutschland sind.
Sprecher: Das stimmt. Inwiefern beeinflusst die Gesetzgebung in Deutschland bzw. in der EU solche Entscheidungen für Investitionen in Rechenzentren? Wo sind die Hürden, wo sind die Vorteile?
Anna Klaft: Die Regulatorik spielt bei Investitionsentscheidungen in Rechenzentren eine sehr zentrale Rolle. Wir sehen einen klaren Standortvorteil mit der DSGVO in Deutschland. Man glaubt es kaum, die Datenschutzgrundverordnung führt dazu, dass die Unternehmen die Sicherheit haben, dass ihre Daten lokal und rechtlich einwandfrei gespeichert werden. Andererseits neigt Deutschland dazu, EU-Vorgaben strenger umzusetzen. Das ist sehr interessant. Wir wollen immer der Vorreiter sein für alle Thematiken. Das heißt, wir neigen dazu, überzuregulieren. Es fordert von Rechenzentren ambitionierte Ziele, beispielsweise für Energieeffizienz. Wir haben ein Energieeffizienzgesetz rausgebracht und darin enthaltene Werte, zum Beispiel für die Abwärmenutzung oder den PUE-Wert. Das bedeutet, wir haben höhere Vorgaben, die in der praktischen Umsetzbarkeit noch nicht getestet worden sind. Dann werden gerade kleinere Betreiber auch an ihre Grenzen stoßen. Dennoch, um das positiv darzustellen, es gibt genug andere Standortvorteile, die Investoren doch nach Deutschland ziehen.
Sprecher: Du sagst es relativ vorsichtig, es gibt Vorteile. Wenn du entscheiden solltest, Vor- oder Nachteile, was überwiegt?
Anna Klaft: Ich würde sagen die Vorteile, weil ich die Nachteile, von denen ich gerade gesprochen habe, also diese Überregulierung, als Vorteil sehe. Dadurch, dass ich international unterwegs bin, sehe ich, dass Investoren darüber reden und nach Deutschland schauen. Sie sehen die Thematiken Abwärmenutzung, Regulierung zum PUE-Wert, Reporting oder Sonstiges. Aber in anderen Ländern ist es noch nicht so stark. Und sie sehen uns tatsächlich als Vorbild. Auch wenn es hier noch sehr schwer umsetzbar ist, heißt es nicht, dass es negativ ist.
Sprecher: Verstanden. Lass uns über künstliche Intelligenz reden. Welche Herausforderungen und Chancen bringt die zunehmende Integration von KI, von künstlicher Intelligenz für Rechenzentren mit sich? Beispielsweise Nachhaltigkeit oder Energieverbrauch, wie du eben schon gesagt hast.
Anna Klaft: Künstliche Intelligenz kam im vergangenen Jahr so richtig stark in einen Boom. Das hat die gesamte Industrie und die Denkweise in der Industrie verändert. Künstliche Intelligenz benötigt leistungsstärkere Server und spezialisierte Chips. Dadurch braucht sie natürlich auch mehr Fläche und mehr Strom, weil KI-Anwendungen etwa fünfmal mehr Energie verbrauchen. Da reicht die Luftkühlung überhaupt nicht mehr aus. Im Hinblick auf Energieverbrauch oder Nachhaltigkeit kommen wir in das Thema Flüssigkeitskühlung oder Immersionskühlung. Das ist eine Chance und rückt die Flüssigkeitskühlung oder Immersionskühlung nach vorne, was in der Vergangenheit noch nicht der Fall war. Die ist dann effizienter und nachhaltiger. Auch intelligente Energiemanagementsysteme sind eine Innovation und machen Rechenzentren effizienter.
Sprecher: Wie muss ich mir das vorstellen? Besteht durch KI - du hast eben gesagt, wir brauchen mehr Energie, wird alles ein bisschen größer - die Möglichkeit, dass es dennoch zu einer Verkleinerung der Rechenzentren kommen könnte, wenn wir mehr künstliche Intelligenz einsetzen? Oder ist der Trend einfach ungebrochen, die Strukturen werden größer?
Anna Klaft: Ich denke, dass der Trend, große Rechenzentren zu bauen, weiterhin bleibt. Der Grund ist, dass der Bedarf an hochdichten KI-Workloads steigen wird. Da können wir nicht weniger gehen. Man muss dabei bedenken, wir Menschen sind die Verbesserung. Wir nutzen die Telefone, die Social Media und so weiter. Wir sind die Verbraucher, und dadurch wird natürlich auch alles etwas größer. Aber es gibt natürlich auch die Möglichkeit zu sagen, Edge-Rechenzentren oder Edge-Lösungen werden in Zukunft von Bedeutung sein. Das sind typische Anwendungen mit niedrigerer Latenz für autonomes Fahren oder Smart Cities. Das sind eher kleinere Rechenzentren. Und der Trend wird natürlich auch verfügbar sein. Aber meines Erachtens nach, durch die rechenintensiven Anwendungen wie künstliche Intelligenz wird es größere Rechenzentren geben und dadurch auch neue Entwicklungen. Wenn wir sehen, dass wir neue Technologien in den Markt bringen, also spezielle Kühllösungen, von denen ich eben schon gesprochen habe, wird es ermöglichen, mehr Rechenleistung auf kleinerer Fläche zu haben. Es erfolgt die Reduzierung der Fläche. Aber dennoch werden die Rechenzentren größer bleiben, weil natürlich eine größere Menge an Daten dort gespeichert wird.
Sprecher: Das ist einleuchtend. Ein Thema, was immer eine Rolle spielt, ist Strom. Die Stromentwicklung in Deutschland in den letzten zwei Jahren ist viel in der Diskussion. Wie sind die Auswirkungen beispielsweise auf Rittal? Wie geht ihr mit dem Thema um?
Anna Klaft: Die Stromentwicklung in Deutschland ist eine Herausforderung für Rechenzentren, insbesondere auch im Hinblick auf die Strompreise und die Stromverfügbarkeiten. Der Strompreis ist für die Rechenzentrenbetreiber eines der wichtigsten Themen. Deutschland hat im weltweiten Vergleich die höchsten Strompreise. Trotz der Abschaffung der EEG-Umlage in 2022 oder anderen negativen Faktoren, wie der Abschaltung der Atomkraft oder erhöhten Investitionen in erneuerbare Energien, steigen die Strompreise massiv. Und wir sehen auch keine Entspannung in Sicht. Der Energiebedarf für Rechenzentren ist Teil des Problems. Seit 2010 sehen wir eine Erhöhung um 90 Prozent, also fast eine Verdopplung im Energiebedarf. Und bis 2030 prognostizieren wir um 50 Prozent weiteres Wachstum. Die Stromverfügbarkeit muss aus politischer Sicht gerecht verteilt werden. Es gibt sogar inzwischen ein Konsultationsverfahren, welches von der Bundesnetzagentur eingeführt wurde, was darüber entscheiden soll, an wen in Zukunft welcher Strom geht. Unsere Aufgabe als Rittal ist es, zu überlegen, wie können wir dabei die Rechenzentrumsbetreiber unterstützen. Wir überlegen uns, in diesen Kühllösungen zu arbeiten, damit die Rechenzentren effizienter werden und weniger Strom verbrauchen.
Sprecher: Wie kann man das machen? Ich muss nochmal so detailliert nachfragen. Wie plant Rittal die Gesamteffizienz von Rechenzentren durch diese innovativen Kühllösungen, die du angerissen hast, zu steigern?
Anna Klaft: Es gibt verschiedene Ansätze dafür. Wir haben uns in den vergangenen Jahren mit der Entwicklung dieser Ansätze beschäftigt und mit vielen Rechenzentrumsbetreibern nach Ideen geschaut, insbesondere zum Thema Luft- und Flüssigkeitskühlung. Bei steigenden Anforderungen der Kühlleistung durch künstliche Intelligenz wird in Zukunft Wasser eine größere Rolle spielen. Luftkühlung wird weiterhin verbleiben, aber Wasser ist der wichtigste Faktor. Wir haben uns als Rittal damit auseinandergesetzt und überlegt, was können wir tun? Somit haben wir ein modular redundantes Konzept entwickelt, was wir mit unseren Hyperscale-Kunden getestet haben. Das ermöglicht schon eine Anwendung ab 30 Kilowatt und bei höheren Anwendungen sogar im Megawatt-Bereich. Diese Lösung, eine Cooling Distribution Unit von einem Megawatt, haben wir erst vor kurzem gelauncht. Die ist besonders energieeffizient durch intelligente Steuerungsalgorithmen, die die Klimatisierungsleistung regulieren und dadurch den Energieverbrauch minimieren, durch die Auswahl spezieller Lüfter, Wärmetauscher, geringe Druckverluste auf der Luft- und Wasserseite. Damit minimieren wir den Energieverbrauch. Das ist sehr wichtig, weil es zum Thema Nachhaltigkeit beiträgt. Wir erzeugen dadurch höhere Rücklauftemperaturen für nachgelagerte Abwärmesysteme oder in die Fernwärmeeinspeisung von bis zu 60 Grad. Die Luftkühlung wird mit 27 Grad eingespeist. Wir haben einen massiven Unterschied zwischen 27 und 60 Grad. Das bedeutet, wenn wir das in die Fernwärmenetze einspeisen wollen, die 100 Grad benötigen, wird weniger Energie verbraucht. Ich muss weniger Energie aufwenden, um das umzuwandeln.
Sprecher: Du hast anfangs schon gesagt, Anna, in Berlin und in Frankfurt sind schon große Standorte. Kassel und das Rheinische Revier stehen nun auch als Standortwahl für neue Rechenzentren in Deutschland in Betracht. Welchen Einfluss hat die Stromnetzstabilität bei der Wahl eines Standortes für ein neues Rechenzentrum?
Anna Klaft: Ich denke, dass Stromnetzstabilität insbesondere auch in Deutschland eine große Rolle spielt, auch als ein Standortfaktor oder Standortvorteil. Die Stromnetzstabilität in Deutschland gilt als etwas Stabiles und Zuverlässiges. Für Rechenzentren, die eine 24/7 ununterbrochene Stromversorgung benötigen, um Ausfälle und Datenverluste zu vermeiden, braucht es eben eine Stromnetzstabilität. In Deutschland sprechen wir von einer Ausfallzeit von 12,8 Minuten im ganzen Jahr, während wir beispielsweise in den USA von 123,9 Minuten sprechen.
Sprecher: Darf ich mal ganz kurz einhaken? 12 Minuten in Deutschland, 120 Minuten in den USA? So eine große Diskrepanz?
Anna Klaft: Eine große Diskrepanz tatsächlich. Man glaubt es kaum. Ich meine, der Markt in den USA ist viel größer als in Deutschland. Und dennoch ist der Ausbau von beispielsweise Stromtrassen in Deutschland viel, viel besser. Ja, und die Stabilität dadurch auch besser. Und das Investment ist auch höher. Also ist natürlich nicht im Vergleich höher, aber weil das Land einfach größer ist. Aber hier wird schon sehr, sehr viel Wert darauf gelegt. Das ist eigentlich das, was ich damit sagen möchte.
Sprecher: Das heißt, das sind auch die Gründe für Amazon oder für Microsoft, nur in den USA die entsprechenden Rechenzentren zu bauen?
Anna Klaft: Unter anderem ja. Also eins der Standortvorteile. Auch wenn wir uns dessen manchmal gar nicht so bewusst sind.
Sprecher: Was bedeutet in der Rechenzentrumsbranche die Chance auf Ausbildung, auf Karriere? Wie sind die entsprechenden Möglichkeiten?
Anna Klaft: Die Möglichkeiten aus meiner Sicht sind sehr gut. Ich denke, die einzige Herausforderung, die wir haben, ist, dass das Thema Digitalisierung oder Rechenzentren oder digitale Branche noch nicht so stark an Sichtbarkeit gewonnen hat. Dadurch leiden wir trotzdem noch an Fachkräftemangel.
Ich persönlich bin der Meinung, dass wir die gleichen Ausbildungsberufe und Berufsmöglichkeiten haben, einen guten Job in dieser Branche zu bekommen wie auch in allen anderen Branchen. Nur ist es noch nicht so vielen bewusst. Wir arbeiten massiv daran, insbesondere mit der German Data Center Association.
Wir schaffen Ausbildungssituationen, um mehr Fachkräfte für die Branche zu gewinnen. Es geht darum Anreize für Unternehmen zu schaffen und staatliche Programme zu entwickeln, die sinnvoll sind. Damit soll das Thema mehr Präsenz gewinnen. Aber ansonsten würde ich behaupten, dass es super Chancen sind.
Sprecher: Kann man das eventuell in Zahlen fassen? Nach meinen Informationen arbeiten in Rechenzentren in Deutschland ungefähr 65.000 Menschen. Wenn Sie Fachkräftemangel skizzieren, wie viele Arbeitskräfte fehlen dann?
Anna Klaft: Also 65.000 Mitarbeiter ist die aktuellste Zahl, die wir Anfang des Jahres veröffentlicht haben. Es wird sicherlich auch noch mehr in Arbeitskräfte investiert. Man muss schauen, in welchen Bereichen der Digitalisierungsbranche wir mehr Mitarbeiter brauchen.
Rechenzentren sind dafür bekannt, dass sie nicht so viele Mitarbeiter am Standort haben wie ein produzierendes Unternehmen. Aber wir haben viele Lieferanten, die sich drumherum ansiedeln, um schnell verfügbar zu sein. Darüber hinaus gibt es weitere Ansiedlungen, nicht nur von Lieferanten, sondern auch von neuen Unternehmen, die von den Rechenzentren profitieren.
Gerade die großen Hyperscaler haben dieses Jahr veröffentlicht, dass sie noch mehr in die Ausbildung investieren werden, insbesondere in Bezug auf künstliche Intelligenz. Microsoft und AWS haben angekündigt, Milliarden zu investieren, um Fachkräfte auszubilden.
Zum Fachkräftemangel: Je nachdem, was wir zusammenfassen, gehe ich von 10.000 bis 20.000 fehlenden Mitarbeitern aus. Ich denke aber, dass sich das von alleine lösen wird. Gerade wenn man ins Ruhrgebiet schaut und sieht, wie viele Megawatt an neuen Standorten investiert werden. Da werden wir sicherlich sehr, sehr viele Mitarbeiter benötigen. Aber da es am Standort auch die RWE gab, gehe ich davon aus, dass diese Mitarbeiter eine Umschulung bekommen.
Sprecher: Prognostizieren Sie eher 10.000 oder 20.000 fehlende Mitarbeiter?
Anna Klaft: Ich würde prognostizieren, dass es im Moment noch eher 10.000 sind.
Sprecher: Wenn ich in einem Rechenzentrum zu Gast bin, sehe ich häufig nur Jungs. Kaum Frauen, die da arbeiten. Kann man das irgendwie ändern, ausgleichen? Hast du eine Idee?
Anna Klaft: Naja, es kommt darauf an. Häufig sind in solchen Technologiesektoren eher Männer unterwegs als Frauen, weil sie sich mehr für das Thema begeistern. Natürlich ist es aus meiner Sicht wichtig, eine stärkere Integration von Frauen zu fördern. Durch Frauen steigern wir die Team-Dynamik und das Innovationspotenzial. Ich glaube, das würde so einem technologiegesteuerten Sektor guttun.
Vielleicht ist es einfach auch so, dass die Frauen nach außen nur noch nicht so stark sichtbar sind. Wenn Sie von 5% sprechen: Bei der Firma Rittal in Deutschland spreche ich beispielsweise in der IT von 35% Frauenanteil. Das ist ziemlich hoch, auch wenn es nicht ganz so hoch ist, wie ich es mir wünschen würde. Ich kenne auch viele andere Unternehmen mit ähnlichen Zahlen. Ich glaube einfach, dass die Sichtbarkeit der Frauen noch nicht so stark im Vordergrund ist. Ansonsten ist das Thema sehr wichtig für uns.
Sprecher: Hast du eine Idee, wie man die Sichtbarkeit ändern kann?
Anna Klaft: Selbstverständlich. Wir arbeiten als GDA beispielsweise mit gezielten Kampagnen oder Kooperationen mit Bildungseinrichtungen daran, Mädchen und junge Frauen für Berufe im Rechenzentrumsbetrieb zu begeistern. Wir gehen an Schulen und arbeiten da mit dem Land Hessen zusammen, machen Führungen und laden junge Frauen ein, Rechenzentren zu besichtigen.
Wir haben auch eine Initiative bei der German Data Center Association, den Tag der offenen Rechenzentren. Da geht es natürlich nicht nur um Frauen, sondern auch um Männer. Im Endeffekt soll es Menschen für dieses Thema begeistern.
In meiner Doppelrolle bei Rittal und der German Data Center Association versuche ich, so viele Frauen wie möglich selbst einzustellen, weil ich da den direkten Einfluss habe. Ich nehme diese Frauen an die Hand, bilde sie aus, bin ihr Vorbild und Mentorin. Gerade so ein Mentoring-Programm ist sehr wichtig. Den Frauen zu erklären, wie sie nach vorne kommen, was sie dafür machen müssen und wie sie sich am besten positionieren können. Manche Frauen trauen sich das einfach noch nicht zu.
Sprecher: Liebe Anna, wir helfen euch gern. Wenn du uns einmal mit dem "heise meets …"-Podcast zu so einem Tag der offenen Tür in einem Rechenzentrum einlädst, kommen wir gern dazu.
Anna Klaft: Sehr gerne, das machen wir tatsächlich dieses Jahr wieder, vermutlich im November, wie im letzten Jahr. Ich würde mich sehr freuen.
Sprecher: Bis nächstes Mal. Ich bringe dann das Mikro mit und begleite euch gern. Abschließende Frage: Welche Rolle spielen duale Studiengänge in der Ausbildung von Data-Center-Fachkräften? Wie können Unternehmen sicherstellen, dass diese Programme den Bedürfnissen des Marktes entsprechen?
Anna Klaft: Ich denke, dass duale Studiengänge eine große Rolle spielen, weil sie praxisnahe Erfahrungen und tiefe Einblicke bieten. Wir haben bei Rittal sehr viele duale Studenten, insbesondere aus dem Wirtschaftsingenieurwesen oder anderen Ingenieursbereichen.
Durch die dualen Studiengänge haben wir die Möglichkeit, diese Nachwuchskräfte von Anfang an bei uns im Unternehmen zu integrieren. Dadurch können wir eine Übernahme sicherstellen und für die Zukunft Mitarbeiter gewinnen.
Sprecher: Liebe Anna, wenn man am Anfang eines neuen Jahres steht, darf man sich was wünschen. Wir haben ein Wahljahr, Politiker wünschen sich vor allem viele Stimmen fürs eigene Lager. Was wünschst du dir?
Anna Klaft: Ich wünsche mir ein gutes Jahr. Von der Politik wünsche ich mir dieses Jahr bessere Rahmenbedingungen zum Thema Digitalisierung und dass das Thema ernster genommen wird.
Als zweiten Punkt wünsche ich mir mehr Investitionen in das Thema Infrastruktur und vor allem eine Vereinfachung der Prozesse, beispielsweise bei Genehmigungen. Da muss ein bisschen mehr Speed auf die Straße gebracht werden.
Und als drittes wünsche ich mir mehr Aufklärung für den digitalen Sektor als Zukunftsbranche für unsere Nachwuchstalente.
Sprecher: Das sind viele Bretter. Wir unterstützen euch gern, wenn es darum geht, das Thema in der Öffentlichkeit zu halten. "heise meets …", heute mit Anna Klaff, Vice President bei Rittal Business Unit IT. Vielen Dank, wir freuen uns wie immer auf ein Feedback und damit auch bald und alles Gute, Anna.
Anna Klaft: Vielen Dank.
Sprecher: Das war "heise meets … – Der Entscheider-Talk". Sie wollen mehr erfahren? Dann besuchen Sie uns auf heise-meets.de. Wir freuen uns auf Sie!
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