Megawatt statt Kilowatt: Wie KI die Kühlkonzepte der IT-Branche verändert (Gesponsert)
Shownotes
Die Digitalisierung ist der Schlüssel für die Transformation vieler Bereiche – das gilt auch für Rechenzentren. „KI wird da meines Erachtens schon eine Rolle spielen“, sagt Jakob Leischner, Leiter Solution Sales IT Projects bei Rittal im Data-Center-Bereich. Denn die hohen Anforderungen von KI-Anwendungen lassen sich in bestehenden Rechenzentren oft nur mit großem Aufwand realisieren.
Auf Containern basierende Systeme bieten hier eine flexible Alternative: Die Module lassen sich – je nach Bedarf – erweitern und an neue Anforderungen anpassen. IT-Container können auch auf dem Parkplatz oder der Wiese neben dem Gebäude aufgestellt werden. Sogar ein Einsatz auf dem Dach ist möglich, wenn es die statischen Voraussetzungen erlauben. Durch die Modulbauweise und Skalierbarkeit sind containerbasierte Rechenzentren deutlich schneller realisierbar als konventionelle Bauten.
Eine zentrale Rolle spielt dabei das Thema Kühlung: Durch den Einsatz von Flüssigkeitskühlung gelingt es, auch hohe Leistungsdichten effizient zu kühlen. Durch den Einsatz von Optimierungssoftware und die Nutzung von Abwärme können auch anspruchsvolle Energieeffizienzziele erreicht werden, wie Praxisbeispiele zeigen. Doch Leischner blickt bereits in die Zukunft: Die nächste große Herausforderung für KI-Rechenzentren sieht er in der Stromversorgung der Racks.
Im Gespräch mit „heise meets …“ erklärt der Experte,
- wie der Aufbau containerbasierter Rechenzentren schnell und flexibel gelingt,
- welche Möglichkeiten es gibt, den PUE-Wert durch Kühlung und Optimierung zu senken,
- und warum das Thema Stromversorgung bei steigenden Leistungsdichten immer wichtiger wird.
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Sprecherin: Diese Folge wurde vom Arbeitgeber des Interviewpartners gesponsert. „heise meets … – Der Entscheider-Talk". Wir besprechen kritische, aktuelle und zukunftsgerichtete Themen aus der Perspektive eines Entscheiders. heise business services begrüßt Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Immer aktuell und nah am Geschehen.
Sprecher: Wir gehen heute bei „heise meets …" der Frage nach, wie KI unsere Infrastruktur auf den Prüfstand stellt. Und Jakob Leischner von Rittal ist bei uns und hat sich nach Aussage der Kollegen bei Rittal auch schon mal die Hände beim Bau von einem Datacenter schmutzig gemacht.
Sprecher: Jakob, hallo, guten Tag. Wie schmutzig waren die Hände?
Jakob Leischner: Ja, schönen guten Tag, Matthias. Danke, dass ich hier sein darf. Also richtig schmutzig waren die nicht. Beim Bau von einem Rechenzentrum, vielleicht hat der Kollege ein bisschen übertrieben, also ich habe da schon mitgeholfen, aber das ging dann eher darum, ein paar Leisten festzuschrauben, Klimageräte abzudichten und so weiter. Es geht. Ich habe mich jetzt nicht irgendwo im Dreck gewälzt. Man muss auch schauen, das ist an sich ja schon eher eine saubere Umgebung. Und ja, es ist jetzt nicht so, dass ich da jetzt irgendwas gemauert hab.
Sprecher: Aber wir reden heute ohnehin über künstliche Intelligenz und da werden die Hände nicht mehr schmutzig. Genau, eher nass.
Jakob Leischner: Eher nass.
Sprecher: Warum nass?
Jakob Leischner: Na ja, weil wir gerade bei diesen ganzen Themen KI-Anwendung von dem ganzen Thema Luftkühlung einfach an unsere physikalischen Grenzen kommen. Deswegen muss jetzt jeder Anbieter, jedes Rechenzentrum eher auf Flüssigkeitskühlung umstellen muss. Und im Zuge der Inbetriebnahme könnten die Hände maximal nass werden, was aber vielleicht eher zu verhindern wäre, weil Wasser in einem Rechenzentrum will natürlich keiner haben, das wäre der Worst Case. Aber vielleicht ein bisschen vom Handling her ein paar Tropfen.
Sprecher: Deswegen habe ich auch nachgefragt, das klang so, als ob ihr da analog zu einem Aquarium offenes Wasser drin habt. Also es sind geschlossene Wasserkreisläufe, die ihr einbaut, oder?
Jakob Leischner: Genau, wir folgen da einer sogenannten Einphasenkühlung, das ist ein geschlossenes System. Da tropft nichts, da passiert nichts. Es gibt natürlich die anderen Systeme, dieses Immersion Cooling, was ja auch am Markt verbreitet ist. Da hast du dann entsprechend einen offenen Tank, wo irgendeine nicht leitende Flüssigkeit drin enthalten ist. Aber das ist jetzt nicht etwas, wo wir den Fokus drauf legen. Wir sind eher in diesem Direct-to-Chip-Cooling unterwegs, wo wir wirklich dann eine Flüssigkeit über eine Cold Plate direkt über den Chip fahren.
Sprecher: Und du hast es schon ein bisschen angedeutet, ihr seid der Lösungsanbieter Rittal im Data-Center-Bereich. Was zeichnet euch aus? Warum sagt ihr, hey, wir sind wirklich der Anbieter für ihre Lösung?
Jakob Leischner: Ja, weil wir mit unseren Systemen, sei es angefangen vom Rack bis hin zur Stromversorgung, das ganze Portfolio abdecken können. Ein Rechenzentrum, das fängt ja an bei einem Schrank an sich, der die ganzen Server entsprechend aufnimmt. Dann über die Stromversorgung, die die Server mit Strom versorgt, bis hin zur Kühlung. Und das Ganze von einer Luftkühlung bis hin zu einer Flüssigkeitskühlung. Alles das, was dafür benötigt wird, können wir mit unserem Portfolio abdecken.
Und das Ganze natürlich nicht nur im Rechenzentrum. Wenn der Kunde sagt, hey, ich habe in meinem Gebäude keinen Platz mehr, ich kann mein Gebäude nicht erweitern, dann können wir das Ganze auch entsprechend in einem Container anbieten und den dann draußen outdoor-technisch hinstellen.
Sprecher: Ist das sicher, wenn das draußen steht?
Jakob Leischner: Absolut.
Sprecher: Wie sichert ihr das?
Jakob Leischner: Ja, Du kannst dir vorstellen, vom Aussehen her sieht er aus wie ein konventioneller Seefracht-Container.
Sprecher: Daher rührt meine Frage.
Jakob Leischner: Die Container werden neu gebaut, damit wir auch die ganze Qualität und Sicherheit entsprechend gewährleisten können. Natürlich ist der Container dann für IT-Anwendungen angepasst, was die ganzen Abmessungen angeht, weil ein konventioneller Seefrachtcontainer ist per se etwas zu eng.
Deswegen verbreitern und vergrößern wir ihn in der Höhe auch entsprechend, damit wir innen drin ausreichend Platz haben. Aber das Ding ist safe. Da kommt kein Wasser rein, der ist gesichert, der ist entsprechend auch geprüft, was die IP-Wertigkeit angeht. Da brauchen sich die Kunden keine Gedanken zu machen, dass da irgendwas eintritt. Und er bietet dir eine ideale Lösung, wenn du mal im Gebäude keinen Platz hast. Gerade als Backup-Rechenzentrum oder mal als Ausweich-Rechenzentrum. Oder wenn du sagst, hey, ich brauche eine Variante, die in irgendeiner Weise mobil ist und sich überall mal aufstellen lässt.
Sprecher: Kannst du das an einem Beispiel illustrieren? Darfst du über Kunden reden?
Jakob Leischner: Ja, wir haben Kunden, wo wir schon Lösungen etabliert haben. Was wir momentan machen, und das ist ja das Schöne an dem ganzen Thema, Container sind ja nicht nur für IT-Anwendungen geeignet. Du kannst es ja in jeder möglichen Applikation anwenden.
Wir haben bei ThyssenKrupp schon diverse Container aufgebaut. Jetzt könnte ich als Beispiel die Lefdal Mine in Norwegen nehmen, wo wir bis zu 35 Container mittlerweile installiert haben.
Sprecher: Das ist eine Mine, oder?
Jakob Leischner: Das ist eine Mine, ja. Es passt ein bisschen in den Outdoor-Gedanken, weil die Container stehen da entsprechend in einer Mine auf Regalen aufgestellt. Aber das ist halt so ein super Beispiel, was wir gezeigt haben, dass der Container auch im Vergleich zu konventionellen Bauweisen mit Stein auf Stein viel, viel schneller eine Lösung da stehen hat.
Während der Kunde sich darüber Gedanken macht oder sein Fundament vorbereitet, ausschachtet, Beton gießt und so weiter, können wir parallel schon den Container aufbauen und sind damit, ich würde mal sagen, 30, 40% schneller als eine konventionelle Bauweise.
Sprecher: Aber wenn das in der Mine ist, ist es auch dafür gedacht, dass es schon, ich sag mal, längerfristig da ist. Denkbar ist es auch, an einer Teststrecke für einen Automobilhersteller alle Daten zu erfassen, die dieses Fahrzeug hat. Dann kann man das auch mal für zwei Wochen hinstellen.
Jakob Leischner: Ganz genau, das kannst du auch machen. Autonomes Fahren ist ein super Beispiel für das Thema. Wir hatten bei BMW einen Case, wo wir das Ganze aufgebaut haben. Da steht der Container entsprechend an der Teststrecke und der Kunde hat dann seine Analysen darüber fährt, die ganze Technik darin untergebracht.
Wie gesagt, kritische Infrastruktur ist auch so ein Punkt. Wir bauen jetzt aktuell Container auf, die stehen an einer Zugstrecke zwischen Hamburg und Berlin.
Sprecher: Hey, werden die pünktlicher?
Jakob Leischner: Hoffentlich.
Sprecher: Alle Daten von euch sind da und die Züge werden künftig pünktlicher, Jakob for President ;-)
Jakob Leischner: Ja, ich hoffe, dass künftig der Zug pünktlicher kommt. Auf jeden Fall wird die Kommunikation auf der Strecke künftig viel besser laufen, weil die ganze 5G-Technik da entsprechend einziehen wird. Aber ist auch wieder zum Punkt, nicht nur IT, sondern in dem Fall auch für die Telekommunikation ein super Anwendungsbeispiel.
Sprecher: Das heißt, irgendwo ist ein Gleis und ihr kommt dahin und sagt, wir brauchen das, das und das und baut das auf.
Jakob Leischner: Ja, der Kunde kommt zu uns und sagt, ich brauche das, das und das. Und wir bauen entsprechend eine fertige Lösung dann am Gleis auf.
Sprecher: Das ist aber eine irre Palette, die ihr da habt. Also da ist eine Mine dabei, da ist ein Automobilhersteller dabei, da ist eine Bahn dabei. Theoretisch ist es unbegrenzt, oder?
Jakob Leischner: Meines Erachtens, ja, theoretisch ist es unbegrenzt. Auch das ganze Thema Batteriespeicher, gerade um irgendwelche Spannungsspitzen in Netzen auszugleichen oder als Sekundärversorgung. Beispielsweise, wenn du jetzt mit einem Batteriespeicher eine Tankstelle versorgst, die nachts kaum Strom verbraucht, dann kannst du den Strombedarf der Tankstelle entsprechend über diesen Batteriespeicher abdecken. Tagsüber ziehst du ihn wieder auf und nachts versorgt das Teil das Ganze dann entsprechend wieder über den Batteriespeicher im Container. Auch super Lösungen, die dafür eingesetzt werden können. Das ganze Thema Ladeinfrastruktur, was du damit auch versorgen kannst.
Sprecher: Ich will mal den Gedanken noch ein bisschen weiter spinnen. So vor meinem geistigen Auge sehe ich gerade irgendwo in einer mittleren Stadt ein Krankenhaus, eine kleine Klinik, schön mit Backsteinen. Es ist immer ein bisschen erweitert worden. Aber das, was nie so richtig erweitert werden konnte, ist die IT. Das heißt, ihr könnt theoretisch auf den Krankenhausparkplatz, die Autofahrer sehen es mir nach, auch einen Container stellen. Künftig läuft die ganze IT darüber.
Jakob Leischner: Ja, absolut. Entweder auf dem Parkplatz oder wenn das Dach vom Krankenhaus stark genug ist, könnte man es auch genauso gut aufs Dach vom Krankenhaus stellen.
Sprecher: Wie stark muss so ein Dach sein?
Jakob Leischner: Na ja, was wiegt denn so ein Container? Je nachdem wie groß der ist, reden wir so von acht bis zehn Tonnen. In der Regel, wenn das ein Betondach ist, wenn das vorher ausreichend verstärkt wurde, warum nicht? Du hast ja heutzutage auch auf den Krankenhausdächern die ganze Kühltechnik, die da oben steht, mit irgendwelchen Rückkühlern, Industriekühlanlagen. Es ist ja schon dafür ausgelegt und wenn man da jetzt noch einen Container dazu stellt, vorausgesetzt das Dach kann die Last tragen, warum nicht? Ansonsten bleiben wir entweder bei dem Parkplatz oder Du hast nebenan noch ein kleines Stück Wiese.
Sprecher: Ansonsten bleiben wir bei dem Parkplatz und bei der Wiese, weil wir einfach davon ausgehen, dass die IT sich weiterentwickelt. Es wird zwar alles immer ein wenig kleiner, leichter und so weiter, dafür steigen die Anforderungen, dann brauchst du wieder mehr. Das ist auch skalierbar, das ist problemlos erweiterbar, wenn in drei, fünf Jahren eine neue Technik auf uns zukommt, die mehr IT erfordert.
Jakob Leischner: Ja, das ist ja das Schöne bei den Containern. Wie du schon gesagt hast, du kannst das Ganze skalieren. Du könntest theoretisch auch daraus komplette Gebäude bauen. Gibt es ja heute auch schon. Modulgebäude mit entsprechend Empfangshallen, Konferenzräumen, Toiletten, alles was dazugehört. Und das siehst du von außen nicht, dass das irgendwann mal ein Container oder ein Modul war. Wie es heutzutage auch teilweise Schulen etc. aufgebaut werden.
Sprecher: Ich kann mich an das Fußballstadion von der WM in Katar erinnern. Das war ja auch aus Containern gebaut.
Jakob Leischner: Ja.
Sprecher: Würdest du so weit gehen und sagen, Datacenter-Container ist der Trend? Wir gehen weg vom Rechenzentrum, sondern wir gehen wirklich dahin, wo wir skalierbar und schnell erweitern können?
Jakob Leischner: Es ist auf jeden Fall ein Trend. Gerade in dem ganzen Thema KI wird das meines Erachtens schon eine Rolle spielen und gerade auch das Thema Modulgebäude, containerbasierte Rechenzentren, weil natürlich auch jeder darauf in irgendeiner Weise reagieren muss.
Du hast teilweise heute in den Gebäuden, die bestehenden Rechenzentren sind zum Teil gar nicht ausgelegt dafür, KI-Anwendungen laufen zu lassen. Du musst die Infrastruktur anfassen und entweder musst du dafür das komplette Gebäude, teilweise die ganzen Rohrleitungen ändern, Durchbrüche machen. Dieser ganze Konstruktionsaufwand, der damit einhergeht, der ist meines Erachtens so enorm, da ist es sogar einfacher, wenn du so ein containerbasiertes oder modulbasiertes neues Rechenzentrum aufbaust.
Es ist ja natürlich auch, wie ich schon eingangs gesagt hatte, von der Schnelligkeit her, bist du viel, viel schneller unterwegs.
Sprecher: Klar, da muss sich zwischendurch einer die Hände schmutzig machen. Du warst es nicht, das haben wir im Vorfeld geklärt. Aber wenn du Durchbrüche in einem Gebäude machen musst und so weiter, große bauliche Veränderungen erfordern Zeit.
Jakob Leischner: Wenn du da eine tragende Wand hast, hey, die reißt du nicht mal so eben ohne weiteres weg. Und bei einem Modulgebäude, hey, du hast den Stahlrahmen als tragende Struktur. Und ob du da jetzt in der Wand einen Durchbruch machst oder die Wand mal wegsetzt, das hat erstmal auf das Gebäude keinen Einfluss.
Sprecher: Das heißt im Prinzip betrifft es jeden, weil wir werden um KI bei der Infrastruktur nicht herumkommen. Wir haben verschiedene Beispiele genannt, aber im Prinzip muss auch eine Bank oder irgendetwas muss drüber nachdenken, wie erweitere ich die Infrastruktur?
Jakob Leischner: Ja, absolut. Natürlich wird KI jetzt nicht sofort überall einkehren. Ich sag mal, ein mittelständischer Maschinenbauer, bis der KI für sich entdeckt und wirklich KI-Rechenzentren bei sich installiert, das wird dauern. Ich würde mal behaupten, jetzt gerade die USA, die werden Vorreiter sein, was das ganze Thema KI-Rechenzentren etc. angeht, dann meines Erachtens dicht gefolgt von Europa, aber auch Asien.
Ich war jetzt vor zwei Wochen auf der Data Center World in Singapur. Beeindruckende Messe, war wirklich toll. 75, 80 Prozent der Hersteller haben nur flüssigkeitsgekühlte Lösungen gezeigt und von diesen 75% kannte ich viele, viele Player gar nicht, gerade dort auf dem Markt, wo wir natürlich auch in Europa und den USA drauf schauen müssen, gewappnet sein müssen. Aber das zeigt dann auch, wie sehr jeder Wert auf diesen neuen Trend legt und darauf vorbereitet ist und das Potenzial auch dafür sieht.
Sprecher: Wenn du sagst, du hast Dinge in Singapur gesehen, die du so nicht kanntest - du bist Experte…
Jakob Leischner: Anbieter.
Sprecher: Was ist für dich das Beeindruckendste, wenn du sagst, es war eine tolle Messe, ich habe da viel gesehen. Was ist das Beeindruckendste, was du mitgebracht hast?
Jakob Leischner: Beeindruckend für mich war vor allem auch zu sehen, wie schnell gerade die asiatischen Anbieter auf dem Thema auf dem Vormarsch sind, was für Lösungen sie gezeigt haben. Gerade bei der KI reden wir immer nicht von Kilowattkühlung, wir reden von Megawattkühlung. Sicher noch nicht so etabliert am Markt sind wie andere.
Natürlich wird es chinesische Anbieter schwer haben, erst mal auf dem US-Markt Fuß zu fassen, aber nichtsdestotrotz, die sind da, die sind vorbereitet. Das zeigt aber auch, wie schwer es dann sein wird, auch als Rittal zum Beispiel dort auf dem asiatischen Markt Fuß zu fassen, weil man sich einfach mit diesem Wettbewerb auseinandersetzen muss.
Sprecher: Du hast gerade gesagt, als chinesische Anbieter in den USA Fuß zu fassen - und wenn uns jemand zuhört, wir haben überhaupt noch nicht über das Thema Sicherheit gesprochen. Am Ende ist es kritische Infrastruktur. Wie bleibt das sicher, wenn ich das möglicherweise auslagere, auf den Parkplatz, auf das Dach, wohin auch immer?
Jakob Leischner: Sicher bleibt es ja zum einen erst mal durch die Hülle selbst. Wenn ich mit einem containerbasierten Rechensystem ausgehe, hast du eine elektrisch gesicherte Zugangstür, die zum Beispiel an dein eigenes Zugangssystem von deinem Gebäude mit angeschlossen ist, wo du nur über Fingerabdruckscanner oder Kartenleser etc. Zugang hast.
Natürlich ist das Ganze auch nochmal entsprechend videoüberwacht. Dann musst du ja davon ausgehen, selbst wenn es kritische Infrastruktur ist, es steht ja auf deinem Gelände. Es steht ja auf deinem eigenen Grund und Boden und selbst da läuft ja nicht irgendwer x-beliebig entsprechend rum.
Und selbst wenn es jetzt, wie in deinem Beispiel, der Parkplatz von einem Krankenhaus wäre, dann gibt es noch weitere Sicherheitsmaßnahmen, dass du dieses Gebäude entsprechend nochmal einzäunen kannst und weitere Maßnahmen ergreifen kannst, um das Ganze entsprechend zu schützen.
Sprecher: Man merkt, den Profi, wenn du das erzählst. Liegt aber auch daran, ihr habt vor neun Jahren weltweit diese Kompetenzzenter etabliert. Das heißt, ihr fangt irgendwie bei der ersten Schraube an, bei Planung, bei Bau und so weiter. Als Kunde bin ich bei euch in guten Händen.
Jakob Leischner: Ja, genau. Wie du schon sagst, zum einen liegt mir natürlich das Thema Containerrechenzentren sehr am Herzen. Das ist eins meiner Lieblingslösungen, die wir bei uns bei der Firma Rittal haben.
Zum anderen, wie du schon gesagt hast, wir hatten vor neun Jahren ungefähr mal angefangen, solche Kompetenzzenter zu etablieren, mit denen wir halt entsprechend unsere Tochtergesellschaften und die Kunden bei der Planung, Konzeptionierung und Auslegung von Rechenzentrumslösungen, ganzheitlichen Lösungen unterstützen.
Und das Ganze fängt an bei einem einfachen Rack mit einer entsprechenden Kühlung, sei es passiv oder ab einem Kilowatt bis hin zu kompletten Rechenzentrumsanwendungen, KI-Clustern, die dann in einem Container beispielsweise untergebracht werden können. Oder im Gebäude des Kunden selbst oder sogar in einem brandgeschützten System, wenn der Kunde darauf Wert legt.
Sprecher: Trotzdem muss ich nochmal nachfragen, was passiert beispielsweise, wenn ein Teil jetzt ausfällt? Welche Kette setzt sich dann in Bewegung?
Jakob Leischner: Ja gut, für das Thema Ausfallsicherheit, da spielt ja das ganze Thema Redundanz eine entscheidende Rolle und da ist es natürlich wichtig, dass man da entsprechend bei der Planung schon Wert drauf legt, ein Augenmerk drauf legt. Gerade das Thema Stromversorgung und Kühlung entsprechend redundant auszulegen, um im Fall der Fälle, sollte es meinetwegen mal eine Stromquelle A ausfallen, dass ich entsprechend auf die B-Quelle umschalten kann. Aber das ganze Thema natürlich auch bei der Kühlung, das Ganze modular und redundant aufzubauen.
Modular ist auch das Stichwort bei unseren Lösungen. Wir versuchen da immer so einen modularen Gedanken zu verfolgen, um einfach dem Kunden maximale Flexibilität, aber auch Skalierbarkeit zu bieten. Wenn wir jetzt mal als Beispiel unsere CDO Inro nehmen, das Ganze ist dahingehend modular aufgebaut, dass wir sagen, hey, das Ding kann zwar eine Leistung von einem Megawatt Kühlung bereitstellen, aber wenn du als Kunde sagst, ich fange jetzt gerade mal mit 250 kW an, hey, dann bauen wir da erstmal nur zwei Module ein, dann fängst du mit 250 kW an und später hinten raus, wenn du deine IT erweiterst, dann können wir unsere Kühlleistung entsprechend da oben nachskalieren.
Also sprich, da gibt es ja diesen Gedanken mit pay as you go, das ist das, was wir immer versuchen mit unseren Kunden da zu bieten, dass die nicht den kompletten Invest auf einmal tätigen müssen, sondern nach und nach das Ganze erweitern können und dementsprechend dann auch finanziell nachrüsten können.
Sprecher: Das heißt, wenn ich wirklich bis 250 brauche, dann haut ihr mir nicht die ganze Palette voll.
Jakob Leischner: Ganz genau. Natürlich muss deine Infrastruktur an sich, die Verrohrung und so weiter, muss natürlich ausgelegt sein, dass das ein Megawatt kann, keine Frage. Aber von der Kühlleistung her würden wir sagen, hey, wenn du nur 250 brauchst, dann liefern wir dir am Anfang auch nur 250 und nicht gleich die ganzen ein Megawatt.
Sprecher: Wie verhält es sich mit der Energieeffizienz? Also wie viel Kühlung kommt tatsächlich an?
Jakob Leischner: Ja, mit der Energieeffizienz, wie viel Kühlung kommt tatsächlich an? Also wenn ein Kunde erst mal fordert, ich brauche 1 Megawatt oder 250 kW, müssen wir natürlich erst mal diesen 1 Megawatt oder 250 kW bereitstellen.
Das Thema Flüssigkeitskühlung oder KI bietet natürlich im Bereich von Energieeffizienz ganz andere Möglichkeiten, weil wir mit viel, viel höheren Vorlauftemperaturen fahren können als wie in der Vergangenheit bei der Luftkühlung. Das hilft natürlich zum einen den PUE-Wert von Rechenzentren zu senken, weil es gibt ja da die Vorgabe entsprechend ab einer gewissen Größe unter 1,25 zu sein, aber bringt natürlich auch einige Herausforderungen mit sich, dass das Ganze bei der Verrohrung, bei der Klimatisierung berücksichtigt werden kann.
Und wenn du dann diesen Energieeffizienz- oder sagen wir mal Nachhaltigkeitsgedanken nochmal weiter spinnst, dann könntest du sogar sagen, hey die Abwärme, die jetzt aus meinem Rechenzentrum kommt, die gebe ich dann weiter an irgendwelche, meinetwegen an ein Gebäude oder an ein naheliegendes Wohngebiet für entsprechende Abwärmenutzung.
Sprecher: Du hast gesagt, 1,25 Prozent darf in Anführungsstrichen verschwinden. Das ist die EU-Vorgabe. Seid ihr an dieser Grenze oder seid ihr schon etwas besser?
Jakob Leischner: Also wir sind definitiv drunter. Wenn wir jetzt mal als Beispiel Lefdal Mine nehmen in Norwegen, da liegen wir aktuell bei 1,15 und niedriger.
Aktuell haben wir ein Proof of Concept laufen bei der GSI in Darmstadt, das Helmholtz-Zentrum. Falls das noch keiner kennt, das ist ein Forschungsinstitut ähnlich wie CERN, nur kleiner. Deren, die nennen das Green Cube, der ist sogar bei einem Wert von 1,07, 1,05. Ich war vor ein paar Wochen dort, habe mir das mal angeschaut, wo wir da, wie gesagt, diese CDU dort installiert haben. Schon beeindruckendes Teil, was die da hingestellt haben. Und wie gesagt, dieser PUE-Wert von 1,07, der ist schon beeindruckend. Hat man so noch nicht aller Tage gesehen.
Sprecher: Was ist das Beeindruckende, wenn du in Darmstadt bist? Du hast gesagt CERN in der Light-Version, das ist GSI. Für euch eine ganz wichtige Referenz, aber was ist da wirklich das Beeindruckende?
Jakob Leischner: Das Beeindruckende, was ich da gesehen habe, war zum einen die Kühltechnologie, also die Kühlquelle. Die nutzen nicht Industrie-Chiller oder irgendwelche Rückkühlanlagen, sondern sogenannte Kühltürme. Hilft denen natürlich bei dem PUE entsprechend niedrig zu fahren, weil die in dem Moment nur Pumpen brauchen, die entsprechend Strom verbrauchen.
Das andere Zusammenspiel mit der GSI, was wir dort auch noch umsetzen, ist mit einem Partner, die nennt sich Etalytics. Echt eine super Geschichte, was die machen, kann ich dir auch nur mal empfehlen. Was Etalytics im Prinzip macht, die haben eine Software entwickelt, mit der sie die komplette Kühlinfrastruktur eines Rechenzentrums abbilden, im Prinzip einen digitalen Zwilling erzeugen und dann den optimalen und kostengünstigsten Arbeitspunkt aller Verbraucher ermitteln. Dadurch können sie im Prinzip die komplette Kühlinfrastruktur eines Rechenzentrums noch mal um 10 bis 30 Prozent die Energieeffizienz reduzieren. Ganz spannende Geschichte, sind auch schon bei verschiedenen Großkunden drin. Und ja, mit den Jungs zusammenzuarbeiten, ist immer echt eine Freude. Und gerade das Thema, die Software, die sie da entwickelt haben, echt ein super Tool.
Sprecher: Das heißt, wie profitiere ich davon, wenn ich jetzt bei Rittal Kunde bin?
Jakob Leischner: Du als Kunde profitierst in dem Sinne, dass wir dir unsere Kühltechnologie bieten. Etalytics würde entsprechend mit der Software das Ganze dann nochmal auf ein weiteres Optimum heben.
Du musst dir einfach vorstellen, in einem Rechenzentrum, angefangen von dem Chiller bis hin zu dem Raumklimagerät in deinem Datacenter, jedes Produkt für sich hat einen optimalen Arbeitspunkt, wo es möglichst kosteneffizient arbeitet. Aber das Gesamtsystem hat nur einen einzigen kostenoptimierten Arbeitspunkt. Und das ist das, wo Etalytics dann am Ende des Tages mit ins Spiel kommt und sagt, hey, die erstellen diesen digitalen Zwilling, lernen über eine eigene KI-Software, die sie entwickelt haben, diese Geräte nochmal an und ermitteln dann, was wäre der optimale Arbeitspunkt für das Gesamtsystem und natürlich auch unter Berücksichtigung der Anforderungen deiner IT und korrigieren das dann entsprechend.
Der Vorteil, den die haben, ist auch, auf Veränderungen können die viel, viel schneller reagieren. Wenn heutzutage beispielsweise bei dem Chiller eine Pumpe ausfällt oder die Temperaturen plötzlich hochgehen, werden es irgendwann deine Klimageräte im Rechenzentrum realisieren und werden dann dementsprechend ihre Leistung anpassen. Und mit ihrer Software passiert das schon viel, viel früher. Die Software realisiert schon, hey, da hat sich an der Quelle irgendwas verändert.
Ich muss jetzt hinten am Ende meiner Kette die Parameter anpassen, damit die Temperatur zu meinen Endverbrauchern entsprechend konstant bleibt. Die merken das schon viel, viel früher. Und wenn man das Ganze jetzt noch weiter spinnt, könnte man jetzt noch sagen: „Hey, künftig, lieber Kunde, nimm das Gerät von Rittal, nimm die CDU von Rittal, nimm die Kühlquelle von XY und damit hast du ein optimales Arbeitspaket, mit dem du dein Rechenzentrum möglichst effizient betreiben kannst."
Sprecher: Das leuchtet ein.
Jakob, du hast schon so ein bisschen in die Zukunft geschaut. Lass uns mal gemeinsam überlegen: Wenn wir dieses Gespräch beispielsweise in drei oder in fünf Jahren führen, werden wir dann über die gleichen Dinge reden? Oder welche Aufgaben werden letztlich im Mittelpunkt stehen? Welche Themen werden wir haben?
Jakob Leischner: Künftig werden wir meines Erachtens wahrscheinlich mehr über das Thema Strom reden. Momentan steht bei jedem auf der Agenda, das Thema Kühlung zu realisieren und zu lösen. Ich bin der Meinung, Kühlung kann mittlerweile jeder, weil wir uns damit auskennen. Wir kennen uns mit Wasser aus, wir kennen uns mit Wassercooler und den ganzen anderen Kühlmedien aus. Wir wissen, wie das funktioniert.
Die Herausforderung beim Thema KI am Ende des Tages wird es das Thema Strom sein. Wie kriege ich den Strom in die Racks? Wir haben heutzutage Anwendungen, da reden wir von 100, 140 kW pro Rack. Wenn man jetzt einem Microsoft oder sonst irgendwelchen Hyperscalern zuhört, dann sagen die, dass sie vielleicht irgendwo in 2030, 2033 bis zu einem Megawatt pro Rack sehen – ohne aber auch nur in irgendeiner Weise eine Vorstellung zu haben, wie man diesen Strom in diese Racks reinbringen soll. Und das wird wahrscheinlich dann künftig eher die Herausforderung werden, dieses ganze Thema Strom zu lösen.
Das ist meines Erachtens das, worüber wir uns dann in zwei, drei Jahren mehr Gedanken machen müssen, als es heute der Fall ist.
Sprecher: Spätestens dann reden wir wieder drüber. Jakob Leischner von Rittal, herzlichen Dank für diesen Besuch bei „heise meets … – Der Entscheider-Talk". Unser Thema war, wie KI unsere Infrastruktur auf den Prüfstand stellt. Wir haben ganz viel über Kühlung gesprochen und der letztliche Ausblick ist, dass wir künftig weiter über Strom reden werden. Wie kriegen wir den Strombedarf gedeckt? Da bin ich sehr gespannt auf das nächste Gespräch. Jakob, vielen Dank.
Jakob Leischner: Sehr gerne. Das hat mich sehr gefreut.
Sprecher: Das war „heise meets … – Der Entscheider-Talk". Sie wollen mehr erfahren? Dann besuchen Sie uns auf heise-meets.de. Wir freuen uns auf Sie.
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